Autogenes Training

Was ist Autogenes Training?

In Deutschland gehört Autogenes Training neben der Progressiven Muskelentspannung zu den am häufigsten angewandten und am besten erforschten Entspannungsverfahren.

Definition
Autogenes Training meint wörtlich übersetzt „aus dem Selbst entstehendes Üben“ und ist eine Selbstentspannungsmethode. Autosuggestive Formeln und regelmäßiges Training sind die zentralen Wirkfaktoren (griech. autos = Selbst, lat. Suggestio = Eingebung).

Historisches
Das Autogene Training (AT) wurde von dem Berliner Arzt und Psychotherapeuten Prof. Dr. Johann Heinrich Schultz (1884 – 1970) in den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts entwickelt. Ursprünglich beschäftigte sich Schultz mit der entspannenden Wirkung der Hypnose. Bei seinen Forschungen entdeckte er, dass sich ein wohltuender Entspannungszustand auch durch Autosuggestionen und die eigene Vorstellungskraft herbeiführen lässt. Im Jahre 1932 veröffentlichte Schultz das Grundlagenwerk „Das autogene Training. Konzentrative Selbstentspannung.“

Lange Zeit vor ihm befasste sich der französische Apotheker Emile Coué (1857-1926) mit der Wirksamkeit der Autosuggestion. Seine erfolgreiche Empfehlung war es, täglich über einen längeren Zeitraum immer wieder dieselbe ermutigende Formel aufzusagen: „Es geht mir jeden Tag in jeder Hinsicht besser und besser.“

Ziele
Als eine Form der Selbst-Hypnose kann das Autogene Training in verschiedenen Situationen angewendet werden. Die grundsätzliche Funktion ist, eine Ausgewogenheit zwischen Anspannung und Entspannung herzustellen. Sie erfüllt im präventiven Bereich die Aufgabe, gesundheitlichen Störungen, die durch ein Ungleichgewicht von Anspannung und Entspannung (Stresssituationen, anhaltende Spannungszustände) hervorgerufen wird, vorzubeugen. Die Körpermuskular wird entspannt, unterschiedliche Schmerzformen können gelindert oder abgestellt und Ängste beruhigt werden.

Die autosuggestiven Formeln des Autogenen Trainings, wirken sich auch auf das vegetative Nervensystem aus. Somit werden viele unbewusst ablaufende Körperfunktionen wie Herzschlag, Verdauung, Hormonausschüttung willentlich positiv beeinflusst.

Indikationen
Im Rahmen ganzheitlicher Behandlungskonzepte unterstützt das Autogene Training medizinische und therapeutische Maßnahmen. Seine Wirksamkeit ist bei vielen Indikationen als begleitende Therapie empirisch nachgewiesen.

Einige wesentliche Indikationen sind hier exemplarisch gelistet:

Behandlung von Ängsten
Schmerzbehandlung
Kopfschmerzen
Migräne
Schmerzen jeder Art
Stressbewältigung
Konzentrationssteigerung bei geistigen Arbeiten
Steigerung körperlicher Leistung (z.B. im Leistungssport)
Behandlung von Sucht
Nikotinsucht
Medikamentensucht
Drogensucht
Esssucht
Behandlung von Schlafstörungen
Magen-/Darmerkrankungen
Verdauungsstörungen
Darmentzündungen
Magenentzündungen
Magen-/Zwölffingerdarmgeschwüre
Spasmen (Verkrampfungen)
Herz-/Kreislauferkrankungen
Durchblutungsstörungen
Herzrhythmusstörungen
Vorbeugung gegen Herzinfarkt
Angina pectoris
Bluthochdruck
Erkrankungen der Atemwege
Asthma bronchiale
Chronischer Schnupfen
Störungen der Sexualität
Geburtsvorbereitung (Schmerz- und Angstminderung)
Störungen der Harnblase
Reizblase
Bettnässen
Harnverhaltung
Hauterkrankungen bes. mit Juckreiz
Erkrankungen der Bewegungsorgane
Rheuma
Verspannungen
Rückenschmerzen
Schulter-Arm-Syndrom
Neurologische Erkrankungen
Tic
Lähmungen
Psychische Krankheitsbilder
Hormonelle Störungen
Wechseljahrsbeschwerden
Diabetes mellitus
Schilddrüsenerkrankungen
Kontraindikationen
Schwer psychisch gestörte Patienten sollten Autogenes Training nicht anwenden.
Unerwünschte Nebenwirkungen sind ansonsten selten.

Erlernen der Methode
Das Erlernen der Methode ist unter Anleitung eines erfahrenen Trainers zu empfehlen. Prinzipiell kann jeder die Methode erlernen.

Zu Beginn des Trainings kann es aber sein, dass einige Übende den entspannten „loslassenden“ Zustand so erleben, als hätten sie die Kontrolle über sich selbst verloren und ängstigen sich. Auch sehr vernunftbetonte Menschen haben anfangs oft Schwierigkeiten mit den autosuggestiven Formeln.
Dass das Autogene Training eine Methode der Selbstbeeinflussung ist und der Mensch es selber ist, der sich in einen Zustand der Entspannung versetzt, muss nach und nach erfahren werden. Um so wichtiger ist es, die Methode unter erfahrener Leitung zu trainieren.
Insbesondere sehr aktive, ungeduldige Persönlichkeiten erlernen das Autogene Training meist nur sehr mühsam; ihnen ist eher die handfeste Entspannungsmethode Progressive Muskelentspannung zu empfehlen.

© Dr. Evelin Fräntzel, Gruppenleiterin für Progressive Muskelentspannung

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