Typisierung nach Harold Mosak

Typisierung der Lebensstilmuster nach Harold Mosak

Harold Mosak, ein amerikanischer Individualpsychologe, hat sich in späteren Jahren (1978) mit der Typisierung der Lebensstile auseinandergesetzt und vierzehn verschiedene Formen charakterisiert (vgl. Titze/Gröner, 1989; 121).

  1. Der Nehmer: stellt andere in seinen Dienst, nutze seine Mitmensch für seine Zwecke, verfügt über eine breite Palette von Verhaltensmöglichkeiten von charmant bis jähzornig bis mitleidserregend.
  2. Der Umtriebige: ist immer in Bewegung, angetrieben von seinem Ehrgeiz und einer übersteigerten Gewissenhaftigkeit, ständig bestrebt, sich und anderen seine Wichtigkeit zu demonstrieren, gequält von dem Gefühl, ein Nichts zu sein.
  3. Der Kontrollierer: ist angestrengt, sich und andere zu kontrollieren, nicht die Beherrschung zu verlieren, unterdrückt die eigene Spontanität, verbirgt seine Gefühle und befürchtet von Überraschungen, Unvorhersehbarkeiten und seinen eigenen unüberlegten Reaktionen überrollt zu werden. Sicherheit gewinnt er, indem er sich ein durchorganisiertes, strukturiertes und überschaubares Umfeld aufbaut und sich dabei ausschließlich auf seine Vernunft und seinen Intellekt bezieht.
  4. Der Rechthaber: zielt auf Überlegenheit über andere ab, will Recht haben und anderen ihr Unrecht beweisen, ist bestrebt, Fehler zu vermeiden, rechtfertigt sich, rationalisiert und argumentiert mit den abwegigsten Argumenten.
  5. Der Aufstreber: Ist ständig bemüht, eine Mittelpunktstellung zu gewinnen, eine kritische Auseinandersetzung mit der Auswahl der benötigten Methoden, dieses Ziel zu erreichen, gerät dabei in den Hintergrund. Gelingt es ihm nicht mit sozial anerkannten Mitteln seine gewünschte Sonderstellung zu erreichen, greift er auf Methoden zurück, die zwar weniger sozial anerkannt sind, aber ihm immerhin den Eindruck verschaffen, etwas Besonderes darzustellen. Das schwarze Schaf, der Dümmste, der Faulste zu sein, können ihm diese Position durchaus einräumen.
  6. Der Gefallsüchtige: sein Bestreben ist es, Harold Mosak zufolge, seinen Mitmenschen zu gefallen; er ist immer bemüht, den Wünschen anderer zu entsprechen, um so Anerkennung und Bestätigung zu bekommen. Kritik an seinem Verhalten stört empfindlich sein seelisches Gleichgewicht.
  7. Der moralisch Ehrgeizige: erzielt Überlegenheit über seine Mitmenschen mit dem Anspruch an sich selbst, moralisch vorbildlich zu sein.
  8. Der Widersetzliche: stellt grundsätzlich alles und jeden in Frage, bedient sich dabei nicht nur offener und aktiver Verhaltensweisen, sondern auch indirekter und passiver (z.B. Verweigerung).
  9. Der Unglücksrabe: gerät wiederholt in Opferpositionen, hält fest an dieser Rolle, reagiert mit Selbstmitleid und Resignation, aber auch mit Vorwurfshaltung anderen gegenüber.
  10. Der Märtyrer: Parallelen zum Unglücksraben; aber im Vergleich zu ihm versäumt der Märtyrer nicht, Erklärungen für seine Situation zu finden. Seine Überlegenheit gewinnt er dadurch, dass er still vor sich hin leidet und über das erlebte Unheil, das ihm zustößt, eine Heiligsprechung erwartet.
  11. Das Kindchen: mit Charme, Niedlichkeit und erlernter Hilflosigkeit gelingt es ihm, seine Mitmenschen für seine Zwecke zu gewinnen und einzusetzen.
  12. Der Versager: ihm misslingt alles, was er angreift; er wirkt ungeschickt, unbeholfen, linkisch und oft peinlich. Verantwortungsbewusste Mitmenschen, so Harold Mosak, kann er durch dieses Verhalten in seinen Dienst stellen.
  13. Der Rationalisierer: vernünftiges, logisches und intelligentes Handeln stehen im Mittelpunkt; spontanes Agieren und Gefühle bemüht er sich zu beherrschen. Ähnlichkeiten finden sich beim Kontrollierer.
  14. Der Abenteurer: Aufregung und Risiko bestimmen diesen Lebensstil. Jegliche Routine und Alltagsgewohnheiten werden abgelehnt. Das „außergewöhnliche“ Abenteuer wird gesucht, um demonstrieren zu können „Ich bin ein toller Typ“, Angst zu überwinden, aber auch Verantwortung und Nähe abzuwenden.

Wenngleich die Lebensstiltypisierung von Harold Mosak eine nachvollziehbare Auflistung menschlicher Verhaltensmuster darstellt, erwies sie sich aufgrund ihrer Unübersichtlichkeit, die mit der differenzierten Einteilung in zahlreiche Einzeltypen einhergeht, für die Handhabung in der individualpsychologischen Beratung und Therapie wenig praktikabel. Anwendung findet heute hauptsächlich das Persönlichkeitsmodell der vier Prioritäten, das in Anlehnung an Adlers beschriebenen Typengegensatz „gemeinschaftsfähig“ – „nicht gemeinschaftsfähig“ weiterentwickelt wurde.